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Was tun wenn der Bär kommt? Zukaufen, wie die Vergangenheit beweist.

Sebastian Comment 12. Mai 2022 7 Min. Lesedauer

Die wichtigen Schweizer Aktienindizes haben seit Anfang Jahr deutlich mehr als 10 Prozent verloren. Europäische und amerikanische Aktien gar bis zu über 20%. Die bekannten und die befürchteten Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die hartnäckige Inflation bedrohen  die globale Wirtschaft und den ersehnten Aufschwung nach der Pandemie. Verschiedene Marktbeobachter sehen die Märkte in einem anhaltenden Abwärtstrend. Solche Marktphasen nennt man Bärenmärkte.

Die Herausforderungen insbesondere für die Zentralbanken, die Inflation zu bekämpfen und gleichzeitig die Konjunktur zu stützen, sind gross, und damit auch die Risiken, da sind sich alle einig. Offen ist die Frage, wie lange der Abwärtstrend bzw. der Bärenmarkt anhält. Aus Anlegersicht ist diese Frage aber nicht so wichtig wie wir sehen werden, denn bei tieferen Kursen ist die Unsicherheit "eingepreist".

 

Was also tun, wenn der Bär kommt? Erfahren Sie in diesem Blogbeitrag, wie uns Angst und Panik zu Fehlentscheidungen führen und was uns die Vergangenheit lehrt. Daraus leiten sich klare Empfehlungen ab, die eigentlich sehr einfach sind. Wenn nur die Emotionen nicht wären…

Typische Anlegerfehler. Wir Menschen neigen dazu beim Anlegen immer wieder die gleichen Fehler zu begehen. In Abbildung 1 ist das typische Handlungsmuster dargestellt. Vielleicht kommen Ihnen die Aussagen bekannt vor? Manch ein Privatanleger tappt in einer Phase fallender Kurse in die Falle des Verkaufs zum ungünstigsten Zeitpunkt. Das ist so ziemlich das Schlechteste, was man machen kann. Niemand weiss, wie lange und wie stark ein Bärenmarkt andauert. Aber: Auf jede Kurskorrektur folgt eine Erholung! Wer aber vor der Erholung verkauft, realisiert seine Buchverluste und verpasst die steigenden Kurse danach auf sicher.

Seit 1926 hat der Schweizer Aktienmarkt fünf starke Bärenphasen (Kalenderjahre mit mehr als 20% Minus) erlebt, zwei davon mit zwei aufeinanderfolgenden Bärenjahren. Am Beispiel unseres Heimmarktes zeigen wir nachfolgend auf, dass man, selbst nach  so ausgeprägten Bärenmarkten nach spätestens 5-6 Jahren wieder eine im Schnitt anständige positive Gesamtrendite erreichte. Und nicht nur das: Wer Bärenmärkte konsequent für Folgeinvestitionen genutzt hat, konnte seine Performance massiv steigern.

Abb1: Der typische Privatanleger trifft aufgrund von Empfindungen zentrale Fehlentscheide. Diese häufig in ähnlicher Form verwendete Darstellung hilft einem dabei, sein eigenes Verhalten zu prüfen.
Abb1: Der typische Privatanleger trifft aufgrund von Empfindungen zentrale Fehlentscheide. Diese häufig in ähnlicher Form verwendete Darstellung hilft einem dabei, sein eigenes Verhalten zu prüfen.

 

Ein Blick in die Schweizer Aktiengeschichte

Hohe Aktienperformance. Wer 1926 (Beginn der Datenreihe*) in den Schweizer Aktienmarkt investiert hat, vermehrte sein Geld bis heute durchschnittlich mit einer Jahresrendite von 7.87%. In den letzten 40 bzw. 30 Jahren lag die Jahresrendite sogar noch höher bei 9.04% bzw. 8.52%.

Wenige Bärenmärkte. Von den 94 Kalenderjahren seit 1926 haben 28 mit einer negativen Aktienperformance abgeschlossen, also knapp ein Drittel. Nur sieben Kalenderjahre endeten mit einer Performance unter -20%. Diese Jahre bezeichnen wir als starke Bärenphasen. Diese Bärenphasen traten nicht isoliert auf, sondern immer als Teil einer globalen Krise. (siehe Abb. 2). Im ersten Coronajahr 2020 gab es auch einen Kurssturz von mehr als 20%, weil sich aber die Kurse noch im selben Kalenderjahr erholt haben, erscheint dieses Jahr in der nachfolgenden Übersicht nicht als Bärenjahr.

Abb.2 Die fünf Bärenphasen seit 1926 mit mindestens einem Kalenderjahr mit einer Aktienperformance von unter -20% .
Abb.2 Die fünf Bärenphasen seit 1926 mit mindestens einem Kalenderjahr mit einer Aktienperformance von unter -20% .

 

Nach sechs Jahren immer im Plus. Selbst nach mehrjährigen Bärenphasen wie während der Ölkrise in den 70er-Jahren oder nach dem Platzen der Technologieblase anfangs dieses Jahrhunderts, lag die Aktienperformance fünf Jahre danach wieder im Plus. Wie Abbildung 3 zeigt, lag dieses Plus zum Teil knapp über Null wie nach der Ölkrise (1973-1979) oder bei einem Spitzenwert von 85% nach dem Black Monday (1987-1993). Im Schnitt erzielte ein passiver Investor mit Schweizer Aktien in einer 7-Jahresperiode, gezählt ab dem ersten Bärenjahr (Vgl. Abb. 4), eine durchschnittliche Jahresrendite von 3.73%.

Wer nach Börsenkorrekturen investiert, verdient (viel) mehr Rendite. In Abbildung 3 zeigen wir, wie sich die Performance eines Depots mit Schweizer Aktien entwickelt hätte, wenn man die Bärenjahre für Folgeinvestitionen genutzt hätte. Gelb zeigt die Performance unter der Annahme, dass man jeweils am Ende eines Bärenjahres 10 Prozent seiner ursprünglichen Investitionen zusätzlich als Folgeinvestitionen investiert hätte. Der rote Balken zeigt die Entwicklung, wenn man die Hälfte seines Investments nach-investiert hätte.

Abb3. 7-Jahresrenditen im Vergleich
Abb3. 7-Jahresrenditen im Vergleich

 

Ein Lesebeispiel: Hätten Sie Anfang 2001 (also noch vor dem Crash) einen Betrag von CHF 100'000 in Schweizer Aktien investiert, würden Sie sieben Jahre später, trotz der starken Börsenkorrektur in den Jahren 2001 und 2002, ein Depot im Wert von CHF 123'207 besitzen. Wenn Sie die beiden Bärenjahre dazu genutzt hätten, jeweils eine Folgeinvestition von 50 Prozent des initialen Anlagebetrags zu tätigen (also je CHF 50'000), läge der Depotwert per Ende 2007 bei CHF 308'914. Dies entspricht einer Performance von knapp 34%, die noch einmal deutlich höher ist, als ohne Folgeinvestition.

 

Die Blitz-Bärenphase im Jahr 2020. Das erste Börsenjahr während der Corona-Pandemie war in zweierlei Hinsicht aussergewöhnlich. Erstens, in der Schnelligkeit und zweitens in der Tiefe der Verwerfungen. Der eigentliche Börsencrash erfolgte Mitte Februar bis Mitte März 2020. In dieser kurzen Zeit verlor der Schweizer Aktienindex SPI rund einen Viertel seines Gesamtwertes, der amerikanische Markt fast einen Drittel. Anschliessend erfolgte eine ebenso aussergewöhnlich schnelle Erholung der Aktienpreise. Der SPI schloss das Jahr schlussendlich mit einem Plus von knapp 4% ab, der breite US-Aktienindex S&P 500 notierte trotz Crash Ende Jahr gar über 20% im Plus. Die in diesem Beitrag beschriebenen Effekte gelten auch für solche Blitz-Bärenphasen. Wer die günstigen Kurse nach dem Crash im 2020 für Folgeinvestitionen genutzt hat, konnte seine Performance zum Teil noch einmal deutlich verbessern.

 

Fazit: Bleiben Sie cool und Investieren Sie

Kurskorrekturen, auch starke, gehören zum Geschäft. Aus Sicht eines langfristigen Anlegers sind Bärenmärkte ein idealer Zeitpunkt um zu investieren. Es macht keinen Sinn, das perfekte Timing zu suchen. Sie werden es nicht schaffen, dafür aber werden Sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die Phase verpassen, günstig zu investieren bzw. nachzukaufen. Schweizer Aktien sind gegenwärtig 10% europäische und amerikanische Aktien sind rund 20% günstiger. Das ist ein Fakt.

Hier unsere Tipps für alle langfristig orientierten Anleger, die mit Disziplin und Geduld eine gute Performance erreichen möchten.

  1. Investieren Sie jetzt.
  2. Investieren Sie regelmässig. Das gilt grundsätzlich und speziell in Bärenphasen und nach Crashs, denn dann sind die Einstiegskurse günstiger.
  3. Investieren Sie mit einem Sparplan. Eröffnen Sie ein Depot und richten Sie bei Ihrer Hausbank einen Dauerauftrag ein (min. CHF 100 monatlich). Sie bleiben flexibel und können den Dauerauftrag jederzeit anpassen oder auch abstellen. Wenn Sie schon einen Sparplan haben, erhöhen Sie in Bärenphasen den Monatsbeitrag.
Abb4. Aktienperformance der Kalenderjahre nach einer Bärenphase
Abb4. Aktienperformance der Kalenderjahre nach einer Bärenphase

 

Quelle: Studie von Pictet & Cie; "Die Performance von Aktien und Obligationen in der Schweiz". Dieser Blogbeitrag wurde erstmals vor zwei Jahren nach dem Corona-Crash veröffentlicht und in dieser Version textuell leicht angepasst, die Datenreihen sind unverändert und wurden im März 2020 zusammengetragen.

*Ab 1992 wird der Swiss Performance Index inkl. Dividenden verwendet (SPI). Davor werden andere Datenreihen bzw. Indizes verwendet. Alle Performancezahlen sind nominal und in Schweizer Franken.

 

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