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Sind wir im Alter finanziell abgesichert?

Franz Martina 22. Februar 2024 7 Min. Lesedauer

Die Altersvorsorge steht erneut im Mittelpunkt der politischen Debatte: Am 3. März stimmen die Schweizerinnen und Schweizer über zwei Volksinitiativen ab, die aus zwei gegensätzlichen Lagern stammen. Die Gewerkschaften wollen den Pensionierten mit einer 13. AHV-Rente finanziell unter die Arme greifen, während die Jungfreisinnigen das System sanieren wollen, indem alle länger arbeiten. Im folgenden Blogbeitrag geben wir einen kurzen Überblick über die verschiedenen Säulen der Altersvorsorge und werfen einen Blick in die Zukunft der Rente. Im Besonderen interessiert uns die 2. Säule, also die Altersrente der Pensionskasse. Wir stellen die Gründe vor, warum die Rentenniveaus unter Druck sind und welche ergänzenden Vorsorgepläne man zusätzlich zur 1. und 2. Säule verfolgen kann. Dafür haben wir sieben Finanz-Experten, die als Profis ein Teil der clevercircles-Community bilden, befragt und spannende sowie kritische Antworten erhalten. Ausserdem geben uns die beiden Profis Thomas Walke von Smolio und Fabio Canetg, Journalist, Moderator und Podcaster für Finanzthemen und beide Teil der clevercircles Community, spannende sowie kritische Antworten zur aktuellen Abstimmung vom März.

Was sind die 3 Säulen der Schweizerischen Altersvorsorge?

In der Schweiz besteht die Altersvorsorge aus drei Säulen. Das Ziel dieses Systems ist, dass Menschen im Rentenalter ihre Grundkosten decken können und ihnen ein angemessener Lebensstandard garantiert ist.

Das 3-Säulen System
Das 3-Säulen System

 

Die 1. Säule vereint die staatliche Vorsorge bestehend aus der Alters- und Hinterbliebenen Versicherung (AHV), der Invalidenversicherung (IV) und der Erwerbsersatzordnung (EO). Sie dient zur Existenzsicherung im Alter.

Die berufliche Vorsorge wird von privat-rechtlichen oder öffentlich-rechtlichen Pensionskassen sichergestellt und bildet die 2. Säule (BVG). Die Altersrente der 2. Säule dient zusammen mit der AHV-Rendte der Sicherung der gewohnten Lebenshaltung im Alter. Die Höhe der Rente wird durch den sog. Umwandlungssatz bestimmt. Der Umwandlungssatz ist ein festgelegter Prozentsatz, mit dem das angesparte Altersguthaben in eine jährliche Altersrente umgerechnet wird.

Beim Umwandlungssatz unterscheidet man den gesetzlichen und den tatsächlichen Umwandlungssatz.

Der gesetzliche Umwandlungssatz gilt nur für den obligatorischen Teil des Altersguthabens. Der obligatorische Teil gilt ab einem Mindestlohn von CHF 21’510.- bis zu einem Maximallohn von CHF 86’040.-. Der Umwandlungssatz in dieser Bandbreite beträgt im Moment 6.8%. Das heisst pro CHF 100’000 Franken obligatorisches Altersguthaben resultiert bei diesem Umwandlungssatz eine Rente von 6’800 Franken pro Jahr.

Die meisten Versicherten haben auch ein überobligatorisches Altersguthaben, weil ihre Pensionskasse mehr als nur die obligatorischen Leistungen versichert und entsprechend höhere Leistungen erbringt. Auch freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse zählen in der Regel zum überobligatorischen Guthaben. Den Umwandlungssatz für überobligatorische Guthaben können die Pensionskassen selbst festlegen. Meistens ist er deutlich niedriger als der Satz für das Obligatorium. Bei einer Reihe von Pensionskassen ist der Prozentsatz auf das überobligatorische Guthaben so tief, dass sich ein gemischter, sogenannter umhüllender Umwandlungssatz zwischen 5 und 5,5 Prozent ergibt.

Die 3. Säule umfasst die freiwillige Altersvorsorge, man unterscheidet zwischen der gebundenen und der freien privaten Vorsorge. Herr und Frau Schweizer sind selbst dafür verantwortlich, wie und wie viel sie in der 3. Säule ansparen. Die 3. Säule gewinnt an Wichtigkeit, wenn die 1. und /oder die 2. Säule nicht mehr zur Sicherung der Lebenshaltung oder gar der Existenz ausreichen.

Bevor bevor wir näher auf die 3. Säule eingehen, wollten wir in unserer Umfrage wissen, was unsere Experten zu der Zukunft der Renten sagen?

 

Ist die Rente in Zukunft gefährdet?

Die befragten Finanzexperten ebenso wie die gängigen Medien sind sich einig, dass das Rentenniveau in Zukunft sinken wird.

So schätzen die sieben Finanzexperten die Zukunft des Rentenniveaus ein
So schätzen die sieben Finanzexperten die Zukunft des Rentenniveaus ein
Rendite

"Während die jetzigen Rentner noch nicht mal Rentenkürzungen befürchten müssen, wird meine Generation sich kaum auf die AHV verlassen können." Corinne Brecher.

 

Das wirft die Frage auf, ob eine Reform der 2. Säule notwendig ist. Laut Finanzexpertin Corinne Brecher ist eine Sanierung Pflicht, es bleibe nur die Frage wie und ob das bspw. die Generation Z interessiere.

Politisch gesehen wird die Reform der 2. Säule in der Tat hinausgezögert und zurzeit zuerst über die AHV-Reform abgestimmt. Dies hängt einerseits mit der höheren Komplexität der beruflichen Vorsorge zusammen.

Andererseits ist auch erwiesen, dass die Mehrheit der Bevölkerung die AHV wichtiger einschätzt als die berufliche Vorsorge und die Diskussion deshalb zweitrangig behandelt wird. Gemäss einer aktuellen Studie des Forschungsinstituts Sotomo in Auftrag von Vita wissen nur 44 Prozent der Schweizer:innen, dass das Pensionskassenguthaben zum eigenen Vermögen zählt. Dabei ist das Pensionskassenguthaben für die meisten Schweizerinnen und Schweizer der grösste Teil ihres Vermögens.

Da sich Experten, Medien und Politik einig sind, dass das Rentenniveau sinken wird, müssen Massnahmen dagegen eingeleitet werden. Bevor wir auf die Massnahmen eingehen, wollen wir von unseren Profis mehr darüber erfahren, was die Gründe für das sinkende Rentenniveau sind.

 

Warum werden die Renten sinken?

Der demographische Wandel
Der demographische Wandel

 

Die Gründe für das sinkende Rentenniveau sind vielfältig. Die teilnehmenden Finanzprofis stimmen grösstenteils zu, dass der demografische Wandel die Hauptursache ist.

Thomas Walke von Smolio, der sich im Thema Altersvorsorge spezialisiert hat, präzisiert, dass es immer weniger Kinder gibt und die Babyboomer-Generation in den Ruhestand geht. Sprich es gibt zunehmend mehr Renten-Empfänger und immer weniger Nachrückende, die in AHV und Pensionskassen einzahlen. Obwohl in der Pensionskasse grundsätzlich jeder für sich selbst einzahlt, haben die überhöhten Umwandlungssätze im Obligatorium die Pensionskassen dazu gezwungen, die umhüllenden Umwandlungssätze zu senken, um die ausgesprochenen und unantastbaren Rentenverpflichtungen zu erfüllen.

Dr. Walke führt weiter aus, dass der steigende Wohlstand ein weiterer Treiber ist. Die Lebenserwartung in der Schweiz zähle zu den höchsten weltweit und sei seit der Einführung der Sozialwerke immer weiter gestiegen. Dies allerdings ohne Massnahmen, die auf der Beitragsseite zu «mehr» Einnahmen geführt hätten.

Rendite

«Wir haben die Rentenleistungen schleichend ausgebaut. Das geht halt mathematisch ohne höhere Einnahmen nicht auf. » Thomas Walke, Smolio

 

Doch die steigende Lebenserwartung und die damit länger in Anspruch genommenen Rentenzahlungen sind nicht die einzige Herausforderung. Ein weiterer Grund für ein sinkendes Rentenniveau ist die Unsicherheit an den Märkten. Pensionskassen müssen die Beiträge der Versicherten nach vorgegebenen Richtlinien investieren. Aufgrund der anhaltend tiefen Zinsen mussten die Pensionskassen ihre Investitionen in risikoreichere Anlageklassen erhöhen um weiterhin eine Rendite zu erwirtschaften. Dieses vergrösserte Risiko kann je nach Marktsituation rasch zur zusätzlichen Belastung werden, wie man im aktuellen Börsenjahr beobachten kann.

Es gibt noch mehr Gründe, die in die Diskussion über die Zukunft der Rente einfliessen müssen. Beispielsweise die Teilzeitarbeit, vor allem in Bezug auf Frauen.

Corinne Brecher hat von der Generation Z den Eindruck, niemand wolle mehr Vollzeit arbeiten. Da müsse man sich natürlich schon fragen, wie dann die Renten finanziert werden, wenn alle nur noch Teilzeit arbeiten und es an grundlegend wichtigen Einrichtungen fehlt, wie beispielsweise genügend und bezahlbaren Kitaplätzen.

Brecher gibt weiter zu bedenken: "Noch immer sitzen sehr viele gut ausgebildete Frauen zuhause und betreuen die Kinder, und zwar nur, weil die Rechnung für sie nicht aufgeht. Die Kitakosten übersteigen teilweise sogar den Lohn, den die Frau erhält in der Zeit, in der sie arbeitet."

 

Wie kann ich meine Vorsorge selber optimieren?

Die private Altersvorsorge
Die private Altersvorsorge

 

Neben den politischen Initiativen wie der angestrebten Reform der AHV und der beruflichen Vorsorge, sind sich unsere Profis vollkommen einig, dass die 3. Säule zunehmend wichtiger wird und somit jede und jeder in der Verantwortung steht, zusätzliche Ersparnisse aufzubauen. Die Eigenverantwortung nimmt zu.

Für die Zukunft haben Corinne Brecher und Thomas Walke eine klare Meinung.

"Wir müssen uns dafür einsetzen, dass sich die Umstände verbessern, Familie und Beruf besser vereinbar werden. Selbst vorsorgen wird mehr denn je zum Muss, demografischer Wandel hin oder her.“

 

Zur aktuellen Abstimmung zur Altersvorsorge vom 3. März, haben wir Thomas Walke von Smolio, sowie Fabio Canetg, Journalist, Moderator und Podcaster für Finanzthemen und neu Profi auf clevercircles, zu Ihrer Meinung dazu gefragt.

Am 03. März stimmen die Schweizer Stimmberechtigten über zwei Initiativen ab. Die Initiative für eine 13. AHV-Rente und die Renteninitiative. Wir wollten von den beiden Profis wissen, wie sie Initiativen und deren Einfluss einordnen. 

Fabio Canetg meint dazu: "Die Initiative für eine 13. AHV-Rente würde zu einer stärkeren Umverteilung von Reich zu Arm führen. Die Linken finden das eine gute Sache. Die Bürgerlichen bekämpfen die Vorlage, weil sie sagen: Das kostet die junge Generation zu viel. Besser wäre es aus Sicht der Bürgerlichen, die Renteninitiative anzunehmen - also das Rentenalter zu erhöhen. Die Linke stellt sich gegen dieses Ansinnen, weil eine Rentenaltererhöhung faktisch eine Rentensenkung ist."

Thomas Walke meint Dazu: «Die AHV-Rente wird alle 2 Jahre angepasst. Die Anpassung erfolgt anhand eines Mischindizes, der Inflation und Lohnentwicklung berücksichtigt. Real hat dies in den letzten Jahrzehnten zu einer deutlichen Steigerung der Kaufkraft der AHV-Rente geführt. So einen Automatismus gibt es in der beruflichen Vorsorge nicht. Der Automatismus wird durch die AHV bezahlt, also zu rund ¾ durch Umverteilung von den Erwerbstätigen zu den Pensionierten und zu ¼ durch alle Bürger, die über Steuern zu deren Finanzierung beitragen.

Die vorgeschlagene 13. AHV Rente wäre ein Leistungsausbau um 8.3%. Dieser geht überwiegend zulasten der berufstätigen Generation und baut die Umverteilung von jung zu alt aus. Natürlich ist es attraktiv, eine 13. Rente zu propagieren, weil eine grosse Wählergruppe davon profitiert, die nichts dafür bezahlt hat oder nur noch kurzzeitig von deren Finanzierung betroffen ist, aber lange profitiert. Die Zeche zahlt, wer erst in 10, 20 oder 30 Jahren Rente geht.»

Weiter führt Thomas Walke aus: "Pro Jahrzehnt steigt die Lebenserwartung etwa um 1 Jahr. Das hat dazu geführt, dass die AHV-Renten heute viel länger gezahlt werden als bei ihrer Einführung. Die Babyboomer, die jetzt in Rente gehen, haben nicht so viele Kinder bekommen, wie ihre Eltern - und sie leben zudem länger. Sie haben nicht den Beitrag geleistet, der für ein stabiles Rentensystem nötig gewesen wäre. Heute bekommen die meisten Pensionäre mehr Leistungen, als sie selbst eingezahlt haben. Das kann auf Dauer aber nicht funktionieren. Wer darum als Babyboomer oder Pensionierter mit Überzeugung sagt „ich habe es mir verdient mehr Rente zu bekommen“ und für die Initiative votiert, blendet diese Faktoren eigennützig aus. Rentenpolitisch mehr Sinn macht daher schon die Erhöhung des Rentenalters, wie es die Renteninitiative vorschlägt. Aber das ist weit weniger sexy. Viele dürften sich fragen: Warum soll ich mir wehtun, statt mir etwas Gutes zu tun?

Fabio Canetg ordnet den Ja-Trend zur 13. AHV Initiative folgendermassen ein: "Die SP hat die Wahlen von 2023 gewonnen - und zwar mitunter darum, weil sie über die schwindende Kaufkraft gesprochen hat. Und tatsächlich ist es so: Die Leute haben weniger Geld im Portemonnaie als noch vor einigen Jahren. Das könnte erklären, warum die Zustimmung zur 13. AHV-Rente in den Umfragen so hoch ist."

 

Clevercircles – ein effizientes Instrument freies Vermögen systematisch aufzubauen

Wie wir bereits erfahren haben, besteht die 3. Säule aus gebundenem und freiem Vermögen. Das gebundene Vermögen – auch Säule 3a genannt, steht nur Personen mit AHV-pflichtigem Erwerbseinkommen offen und wird steuerlich begünstigt. Dieses Vermögen ist gebunden, da es nur in bestimmten, gesetzlich vorgegebenen Fällen vorzeitig (d.h. vor dem Pensionsalter) bezogen werden kann.

Das freie Vermögen, die Säule 3b, besteht aus privaten Ersparnissen wie Fonds, Sparkonten oder Wohneigentum. Für dieses freie Vermögen, ergeben sich keine staatlichen Steuervorteile. Dafür kann über das Vermögen frei verfügt werden und unterliegt keinen staatlichen Auflagen.

Investitionen in das gebundene und das freie Vermögen sind folglich beide empfehlenswert.

Clevercircles stellt eine effiziente Möglichkeit dar, das freie Vermögen systematisch aufzubauen. Mit einer Erstinvestition bereits ab CHF 5'000.- und der Möglichkeit eines flexiblen Sparplans ist clevercircles im Rahmen der freien Vermögensvorsorge erste Wahl. Der clevercircles Sparbetrag kann jederzeit angepasst und gestoppt werden. Eine Mindestlaufzeit oder dergleichen gibt es nicht und das Geld ist immer verfügbar.

Erfahren Sie hier alles über die vielfältigen Vorteile von clevercircles.

Übrigens gehört clevercircles zur Bank CIC, die auch im Bereich der Säule 3a zu den attraktivsten Anbietern der Schweiz gehört. Hier erfahren Sie mehr dazu.

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