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Starker Schweizer Franken - Was hat es mit der Aufwertung auf sich? Einschätzungen vom Leiter Devisenhandel der Bank CIC

Franz Martina 10. Dezember 2023 5 Min. Lesedauer

Der Schweizer Franken steht für Stabilität. Er gilt bei vielen Investoren als "sicherer Hafen". Trotz dem verhältnismässig tiefen Zinsumfeld hierzulande, bleibt deshalb die Nachfrage hoch, unter anderem wegen der tiefen Inflation und der Unsicherheit an den Märkten. Doch da der Schweizer Markt limitiert ist, landet man als Schweizer Anleger oft in anderen Währungsräumen, wie dem US-Dollar oder dem Euro. 

Wir haben den Leiter Devisenhandel der Bank CIC, René Bachmann, gefragt, wie er die Entwicklung des US-Dollars und des Euros gegenüber dem Schweizer Franken im Jahr 2023 einschätzt. René Bachmann gewährt uns interessante Einblicke in die Welt der Devisenmärkte und erklärt wieso Währungsabsicherungen Sinn machen.

Der USD/CHF-Kurs hat seit Anfang Jahr eine Abwertung von 5% erfahren, wie schätzt Du diese Entwicklung ein und was hat dazu geführt?

Der Hauptgrund für den schwächeren Dollar liegt in der Erwartung, dass der Höhepunkt der Zinserhöhungen seitens der amerikanischen Notenbank (FED) bei 5.5% erreicht ist. In den Vereinigten Staaten, Europa und weltweit gab es seit März 2022 beträchtliche Zinserhöhungen, um die teilweise sehr hohe Inflation einzudämmen. Diese Massnahmen entfalten nun ihre Wirkung. Auch die schwächeren Rohstoffpreise tragen zu der fallenden Inflation bei.  

Obwohl die Federal Reserve Bank (FED) betont, dass sie weiterhin bereit ist, je nach Entwicklung der von ihnen beobachteten Kennzahlen die Zinsen weiter zu erhöhen, hegt der Markt Zweifel aufgrund der nachlassenden Inflation. Dies zeigt sich in den fallenden Renditen bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen, welche seit Mitte Oktober von 5% auf 4.25% gefallen sind. Dieser Rückgang hat den Druck auf den Dollar erhöht und ist der Hauptgrund dafür, dass die Federal Reserve verstärkt in den Fokus gerät.

Rendite

"Dieser Rückgang [der positiven Zinserwartungen] hat den Druck auf den Dollar erhöht und ist der Hauptgrund dafür, dass die Federal Reserve verstärkt in den Fokus gerät."

Eine übermässige Straffung der Geldpolitik könnte eine Rezession auslösen, was die Federal Reserve unbedingt vermeiden möchte. Das Konzept einer "sanften Landung" wird von vielen diskutiert und angestrebt.

Die Europäer hingegen befinden sich derzeit in einem Dilemma. Obwohl die Inflation im November auf 2.4% gegenüber 2.9% im Oktober gesunken ist (die Kerninflation sank von 4.2% auf 3.6%), sind sich die Notenbanker uneins über das weitere Vorgehen. Einige Stimmen befürchten, dass vor allem steigende Energiepreise im Winter sowie der Ukraine-Konflikt und andere geopolitische Ereignisse weiterhin preistreibend sein könnten. Dies zusammen mit den Erwartungen von fallenden Zinsen auf amerikanischer Seite hat den Euro gegenüber dem Dollar gestärkt. Der EUR/USD-Kurs konnte sich seit Beginn Oktober von 1,03 auf 1,10 befestigen. Doch nun scheint die Euphorie abgeflacht zu sein und es mehren sich die Stimmen, dass weitere Zinserhöhungen seitens der EZB eher unwahrscheinlich sind, dafür die Zinsen noch für einige Zeit auf aktuellem Niveau verharren.

Die vorzu veränderten Erwartungen im Zinsgefüge hinterlassen auch ihre Spuren bei den Börsenindizes. Im November, bei fallenden Renditen, stiegen die Börsenkurse kontinuierlich, während sie im Oktober gesunken sind. Die Volatilität ist teilweise sehr hoch, und der Dezember verspricht spannend zu werden. Es bleibt unklar, ob der Markt richtig liegt mit der Annahme, dass die Zinserhöhungen in den Industrienationen ihren Höhepunkt erreicht haben und sich die Börsen deswegen so widerstandsfähig zeigen.

Je nach Wirtschaftslage, auf welche die Notenbanken sehr sensibel reagieren, wird entschieden. Sobald es die geringsten Anzeichen gibt, dass die Inflation wieder anzieht, werden es sich die Notenbanken, allen voran die US-amerikanische, vorbehalten, die Zinsen nochmals um ein Viertel Prozent oder mehr zu erhöhen.

René Bachmann, Leiter Devisenhandel bei der Bank CIC
René Bachmann, Leiter Devisenhandel bei der Bank CIC

Der Euro hat gegenüber dem CHF ebenfalls eine Abwertung erfahren. Wie ordnest Du die Entwicklung der Währung unserer Nachbarn ein?

Der primäre Trend des Schweizer Frankens ist seit Jahren aufwärts. Im Schnitt wertet sich der Franken pro Jahr ca. 2.5 % auf. Bei den geopolitischen Wirren, die auf der Welt herrschen, ist und bleibt die Schweiz die sichere Insel. Das bedeutet, der CHF ist die starke, geschützte Währung, die politische und wirtschaftliche Stabilität garantiert.

Auch der Zinsnachteil gegenüber anderen Währungen bringt dem CHF keinen Nachteil. Der Schweizer Franken bleibt gesucht. Dies sowie die erwähnten geopolitischen Spannungen sorgen dafür, dass der CHF weiterhin als sogenannter "Safe Haven" profitiert.

Rendite

"Falls man doch Engagements in Fremdwährungen hat, ist eine Währungsabsicherung ratsam."

Darum ist für jeden Schweizer Anleger die "Homebase" am rentabelsten. Du hast keine Währungsrisiken, die Du absichern musst. Falls man doch Engagements in Fremdwährungen hat, ist eine Währungsabsicherung ratsam.

Die Geschichte zeigt, wie viel der U.S. Dollar, der EUR oder auch das Britische Pfund gegenüber dem Schweizer Franken verloren haben. Das ist ein Trend, der anhalten wird. Darum sehe ich jede grössere Frankenschwäche als Gelegenheit, den Franken zu kaufen und Fremdwährungen abzusichern.

Währungsabsicherung – ein wichtiges und vielgenutztes Feature für clevercircles-Kunden.

Ende Dezember findet wieder eine Umfrage und das Rebalancing statt. Im Zuge dieser können clevercircles-Kunden Ihre Investitionen gegenüber Währungsverlusten absichern. Was würdest Du mit Blick auf das Verhalten der Märkte in den letzten Jahresübergängen raten?

Wie bereits erwähnt, sind Absicherungen für Schweizer Anleger empfehlenswert. Der Zeitpunkt spielt im langen Anlagehorizont eine zweitrangige Rolle. Es kommt immer auf das Risikoprofil des Anlegers an. Bei der aktuellen Zinsdifferenz von ca. 2.25% zugunsten des EUR und dem aktuell tiefen Kursniveau von EUR/CHF (0.9500) kann man darüber diskutieren, ob man das Risiko im Moment tragen möchte und eine Absicherung in die nahe Zukunft verschiebt, in der Hoffnung auf einen höheren EUR/CHF-Kurs.

Rendite

"Ich würde zur Zeit den Euro sowie auch den U.S. Dollar gegen CHF absichern."

Die Schweizer Nationalbank verfolgt eine sehr umsichtige Geldpolitik und lässt extreme Volatilität beim CHF nicht zu. Dies führt dazu, dass der EUR/CHF-Kurs in einem relativ stabilen Bereich gehalten werden konnte. Aber ich bin weiterhin davon überzeugt, dass der EUR/CHF-Kurs in Richtung 80 Rappen tendiert. In welcher Zeitperiode kann ich natürlich nicht sagen. Geht aber die durchschnittliche CHF-Aufwertung im gleichen Tempo weiter wie in den letzten Jahren, reden wir von einer Dauer von ca. 7 Jahren. Ich sehe keine Gründe, warum dieser Trend ändern sollte. Schauen Sie über die Grenze nach Deutschland resp. nach Europa, wie dort seit Jahren eine wirtschaftsfeindliche Politik betrieben wird. Die einst so stolze und grosse Industrienation Deutschland wird wegen der Politik von der weltweiten Konkurrenz in den Schatten gestellt. Das Resultat sind abwandernde Unternehmen und Unternehmer (wegen zu hoher Steuerlast, überbordende Staatsschulden, Asylpolitik, steigende Kriminalität und Arbeitslosigkeit usw.).

 

Fazit: Ich würde zur Zeit den Euro sowie auch den U.S. Dollar gegen CHF absichern.

Die Währung eines Anlageentscheids wird oft zu wenig berücksichtigt, obwohl diese viel zur Performance beitragen kann. Bei clevercircles können Sie darum Ihre Währungsengagements absichern. Dies ist gewöhnlich für Kleinanleger nicht möglich oder viel zu teuer.

 

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