Schwarzes Gold? Von null auf hundert: eine Einführung in Rohöl als Anlageklasse
Erdöl hat vor zwei Jahren historische Schlagzeilen gemacht mit einem negativen Preis. Doch seit Kriegsausbruch in der Ukraine geht der Öl- und Benzinpreis durch die Decke. Der weltweit am meisten gehandelte Rohstoff wird auch als Anlageklasse vielen Portfolios beigemischt. Erdöl ist neben Gold darum auch eine der Rohstoff-Anlageklassen im Anlageuniversum von clevercircles. Erfahren Sie in diesem Blog mehr über die Hintergründe, die Geschichte und das aktuelle Geschehen rund um das wichtigste Schmiermittel der Weltwirtschaft.
Wie kommt der Ölpreis zustande und wie wird Öl gehandelt?
Der Marktpreis resultiert auch bei Erdöl aus dem Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage. Im Unterschied zu den meisten anderen Märkten ist der Ölmarkt aber dominiert von der Angebotsseite. Dabei spielt vor allem die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) eine zentrale Rolle. Dieses eigentliche Kartell unter Führung von Saudi-Arabien besteht aus 14 Staaten mit einem globalen Fördervolumen von rund 40% und geschätzten 75% der vorhandenen Erdölvorkommen. Die USA, in den letzten Jahren führendes Förderland, sowie Russland als drittwichtigstes Förderland, sind nicht Teil der OPEC, was immer wieder für Dispute und Zerwürfnisse sorgt.
Beim Handel mit Öl muss man unterscheiden zwischen dem Börsenhandel und dem Handel mit physischem Öl. Der Kauf und Verkauf von "realem" Erdöl erfolgt zum grossen Teil über langfristige Lieferverträge als privates Geschäft. Der Umschlag erfolgt nach eigenen Konventionen über grosse Häfen, so zum Beispiel in Rotterdam. Interessant für Anleger ist aber der Börsenhandel, wo in aller Regel mit sogenannten Futures (Terminkontrakten) gehandelt wird. Händler sichern sich mit solchen Geschäften gegen zukünftige Preisschwankungen ab und Spekulanten versuchen damit Gewinne zu erzielen. In einem Warenterminkontrakt vereinbaren zwei Parteien, eine bestimmte Menge Rohöl einer bestimmten Sorte zu einem vorab definierten Preis, zu einem vereinbarten Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen. Die beiden wichtigsten Handelsplätze liegen in New York und London. Der Handel mit Terminkontrakten mit festen Fälligkeiten ist komplex und teuer und ist darum für private Investoren ohne Spezialkenntnisse ungeeignet. Als Alternative bietet sich ein ETF an, den wir später vorstellen.
Rohöl ist übrigens nicht gleich Rohöl. Man unterscheidet weltweit über tausend Sorten nach unterschiedlichen Eigenschaften und Zusammensetzungen. Seit den 80er Jahren ist neben der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) das Rohöl aus der Nordsee BRENT die Leit- und Referenzsorte für die Rohölpreise auf dem Weltmarkt. Die Rohölpreise werden dabei stets durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst. Speziell ist, dass Rohöl sehr stark geopolitischen Einflüssen unterliegt und damit zu einer der volatilsten Anlageklasse überhaupt zählt.
Der Ölpreis in einer historischen Betrachtung
Der historische Ölpreisverlauf ist geprägt durch starke Schwankungen mit Ausnahme des sogenannten „goldenen Zeitalters des billigen Öls“ zwischen dem Ersten Weltkrieg bis zur ersten Ölkrise im Jahre 1973. Auf diese erste Ölkrise folgte bald die zweite, die 1979/80 durch den Iran-Irak-Krieg hervorgerufen wurde. Auch die darauffolgenden 20 Jahre sind geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten. Nach dem dritten Golfkrieg 2003 erlebte der Ölpreis einen eindrücklichen Anstieg. Die 50-Dollar-Marke wurde im Herbst 2004 durchbrochen, die 100-Dollar-Marke Anfang 2008 und Ende Juni 2008 erreichte der Ölpreis Spitzenwerte von über 140 Dollar pro Barrel. Dies vor allem aufgrund der Befürchtung, dass die Erdölförderung nicht mit der gestiegenen Nachfrage mithalten könne. Nach einem jähen Preisabfall, aufgrund der Finanzkrise, von dem sich der Rohölpreis schnell erholte, kam eine neue Bedrohung allmählich ins Spiel: das Fracking. Um die Fracking-Unternehmer in die Pleite zu treiben, beschloss die OPEC 2014, trotz steigendem Ölangebot ihre Förderung nicht zu reduzieren und damit einen Preissturz in Kauf zu nehmen.
Im Verlaufe der letzten drei Jahre wurde der Ölmarkt indes so durchgerüttelt wie noch nie. Anfangs der Covid 19-Pandemie sackte der Ölpreis rund 45% zusammen und lag zeitweilig sogar im negativen Bereich. Ende April des Jahres 2020 notierte der Mai-Terminkontrakt auf die US-Ölsorte WTI (West Texas Intermediate) zum ersten Mal in der Geschichte im negativen Bereich. Zwischenzeitlich hat sich der Preis bei über 30 USD wieder eingependelt.
Nach der Erholung des Ölpreises blieben Experten mit Ihren Einschätzungen verhalten bis pessimistisch. Doch dank der Konjunkturprogramme der Industrieländer näherte sich der Ölpreis bis Anfang 2022 den hohen Werten aus dem Jahr 2013 an. Der Beginn des Ukraine-Krieges markierte den Anfang eines weiteren markanten Anstiegs des Ölpreises. Dieser erneute Anstieg könnte laut Experten in der Nähe der Höchstwerte aus dem Jahr 2008 enden.
Um diesem Anstieg entgegenzuwirken, werden zurzeit diverse Massnahmen wie z.B. ein Ölembargo der EU gegen Russland oder Strafzölle in die Wege geleitet. Diese Massnahmen sollen einen Preisdeckel auf das Ölfass legen, sind jedoch in der Wirkung sehr umstritten. Handelsströme können sich anpassen und da sich nicht genug Länder an den Massnahmen beteiligen, werde ein massgebender Effekt auf die russische Wirtschaft ausbleiben.
Auf Grund der schwer voraussehbaren Zukunft halten sich Experten zurzeit eher bedeckt und doch gibt es Stimmen die behaupten, der Ölpreisanstieg sei nicht am Ende und werde die Höchstwerte von 150 USD/Barrel noch erreichen oder übersteigen.
Investitionen in Rohöl mit clevercircles
Auf clevercircles können Sie auf zwei verschiedene Arten in Öl investieren. Einerseits in einen dezidierten ETF der UBS, der die Wertentwicklung vom Ölpreis (WTI) widerspiegelt und ausschliesslich in Rohöl investiert. Andererseits in den gemischten Rohstoff ETF der Commerzbank, der die Wertentwicklung von 12 Rohstoffen in den Bereichen Energie, Edel- und Industriemetalle wiederspiegelt und damit breiter diversifiziert ist.
Schwarzes Gold vs. Gelbes Gold
In der Vergangenheit war ein starker Anstieg des Verhältnisses vom Goldpreis zum Ölpreis fast immer ein Zeichen für eine Krise. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Gold manchmal wie ein industrieller Rohstoff gehandelt wird und manchmal als sicherer Hafen während einer Krise. Wenn Gold wie ein Rohstoff gehandelt wird, dann bewegt es sich grundsätzlich in dieselbe Richtung wie Öl. Doch in Zeiten finanzieller Unsicherheit wird Gold typischerweise zur Krisenwährung, während Rohöl massiv an Wert verlieren kann. Dieses Verhalten war während der Corona-Krise sehr ausgeprägt. Während der Goldpreis stark an Wert zugelegt hat, sackte der Preis für Rohöl zusammen. Auf Grund der geopolitischen Lage und dem grossen Einfluss Russlands auf den weltweiten Ölpreis entwickelten sich die beiden Anlageklassen während des Ukraine-Krieges in die gleiche Richtung, wenn auch unterschiedlich stark.
Wollen Sie mehr über das gelbe Gold erfahren? Lesen Sie unseren spannenden Blog: Was taugt Gold als Krisenschutz? Sind Bitcoins eine Alternative?