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Die "Everything Bubble": Was sie bedeutet und wie Sie damit umgehen können.

Nadja Burri 21. Oktober 2021 3 Min. Lesedauer

Sind alle Märkte aufgebläht? Gibt es eine globale Preisblase und was bedeutet das? Wir haben zwei Anlageprofis gefragt, die als Profistimme auf clevercircles mitmachen und in den eigenen Circle eingeladen werden können.

Luca Carrozzo prägt als stellvertretender Anlagechef der Bank CIC deren Anlagepolitik massgebend mit und Christian Freihofer ist ein unabhängiger Vermögensverwalter, der sich mit pointierten Einschätzungen zu den Märkten einen Namen gemacht hat.

Es kommt gerade einiges zusammen an den Finanzmärkten: Die hartnäckige Pandemie, nachlassendes Wirtschaftswachstum, Überschuldungsprobleme weltweit und der holprige Rückzug der Notenbanken aus der Krisenpolitik. Gleichzeitig werden Aktien auf einem Allzeithoch gehandelt, Immobilien erreichen Rekordpreise und Obligationen entschädigen nicht mehr für die eingegangenen Risiken.

Zurzeit liest man viel von einer "Everything Bubble". Doch was bedeutet "Everything Bubble" überhaupt? " Von einer Bubble ist die Rede, wenn sich der Preis eines Assets stark von den zugrundeliegenden Fundamentaldaten losgelöst hat. Da heute mit wenigen Ausnahmen fast alle Assetklassen sehr hoch bewertet sind und sich deren Preise nicht mehr durch die fundamentalen Daten rechtfertigen lassen, wird oft der Terminus "Everything Bubble" verwendet", sagt Christian Freihofer. Diese Entwicklung sei vor allem durch die Unmengen an Liquidität, welche die Zentralbanken in den Markt gespült haben begünstigt worden, führt Luca Carrozzo aus. "Die Covid-Pandemie und die durch die Notenbanken getroffenen Massnahmen, haben die Ausweitung der Geldmenge noch zusätzlich beschleunigt."

Rendite

"Der Grundstein für die lockere Notenbankpolitik und damit der aktuellen Alles-Blase, wurde genau vor fünfzig Jahren gelegt."

 

Marktblasen sind schnell steigende Preise, die Käufer anlocken, die hoffen, schnell Geld zu verdienen, die wenig Sorgfalt walten lassen und sich wenig Gedanken über die langfristigen Aussichten ihres Kaufs machen. Standardbewertungen werden stets als nicht mehr relevant abgetan. Und die Blase wird in der Regel durch billiges Geld aufgeblasen. Doch wird diese Blase irgendwann platzen?

"Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US Notenbank FED, halten mittlerweile Anlagen im Wert von über 8'000 Milliarden in ihren Büchern. Als eine kritische Grösse im Vergleich dazu gilt die jeweilige jährliche Wirtschaftsleistung. Diese ist im Fall der Eurozone mit einem Bruttoinlandprodukt von 14'000 Milliarden und im Fall der USA mit 22’000 Milliarden noch ein gutes Stück entfernt. Eine Blase muss nicht per Definition platzen. Meiner Meinung nach kann und wird die Blase nur dann platzen, wenn das Vertrauen in die Zentralbanken verloren geht, was aktuell nicht absehbar ist ", sagt Luca Carrozzo. "Der Grundstein für diese lockere Notenbankpolitik und damit der aktuellen Alles-Blase wurde genau vor 50 Jahren, im Jahr 1971, gelegt. Unter Präsident Nixon waren die USA nicht mehr bereit, ihre Dollars in Gold zu tauschen. Die Welt verabschiedete sich vom sogenannten Goldstandard. Dies ermöglichte eine ganz neue, entfesselte Geldpolitik. So richtig nützen die Notenbanken ihre damals gewonnene Freiheit seit der Finanzkrise 2008 aus. Um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, reduzierten sie die Zinsen und begannen Geld zu drucken."

Sollte die Blase doch platzen, so rät der stellvertretende Anlagechef der Bank CIC: "Ich fühle mich extrem wohl mit Aktien von gut kapitalisierten, soliden Unternehmen. Diese Art von Investitionen haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie auch schwierige Phasen überstehen können. Demzufolge ist der Swiss Performance Index eine gute Investition im Falle einer Krise. Aber auch reale Werte, wie z.B. Gold werden als "sicherer Hafen" betrachtet, sollten die Märkte stark korrigieren. Im Allgemeinen wird Gold gesucht, wenn das Vermögen geschützt werden soll. Das liegt daran, dass Gold ein physischer Vermögenswert ist, der überall auf der Welt gekauft und verkauft werden kann. Ein Beispiel: Im Jahr 2008, als der Markt seinen Tiefpunkt erreichte, fiel der S&P 500 um etwa 30% und Gold stieg um fast den gleichen Betrag."

Rendite

"Aktien von gut kapitalisierten, soliden Unternehmen können auch schwierige Phasen überstehen. Demzufolge ist der Swiss Performance Index eine gute Investition im Falle einer Krise."

 

Christian Freihofer führt aus: "Wir gehen davon aus, dass die Inflation bis in die zweite Jahreshälfte 2022 auf etwa dem derzeitigen Niveau bleiben wird. Wie sie sich darüber hinaus entwickelt, ist stark von den künftigen fiskalischen und geldpolitischen Entwicklungen abhängig und für uns daher schwer vorauszusagen. Da die Welt nicht erst seit Corona in einem Meer von Schulden zu ertrinken scheint, werden die Entscheidungsträger alles daransetzen, diesen Schuldenberg über Inflation abzutragen. Das ist zwar nicht schön, aber dennoch der am wenigsten schmerzhafte Weg. Anleger sollten daher neben Aktien auch auf andere Assetklassen setzen, die langfristig einen guten Kaufkrafterhalt versprechen. Als erstes könnte man hier beispielsweise an Gold denken."

Luca Carrozzo ist überzeugt, dass sich die Konsumentenpreise in den nächsten Monaten normalisieren. Einerseits sei der starke Anstieg der Konsumentenpreise auf Basiseffekte zurückzuführen, da wir vor einem Jahr in Mitten einer Pandemie waren und somit die Jahresvergleiche verzerrt sind. Anderseits, würden wir in der Schweiz keinen starken Anstieg der Konsumentenpreise sehen.

Rendite

" Die aktuellen Inflationsschübe werden auf Covid-bedingte Engpässe in den Lieferketten zurückgeführt. Das Gros der Experten sieht sie nur als temporäres Phänomen und somit nicht als langfristiges Problem."

 

Dass die aktuelle Inflation ein grösseres Problem darstellt denkt er nicht: "Die Liquidität der Zentralbanken gelangt nur bedingt in die Realwirtschaft. Die aktuellen Inflationsschübe werden auf Covid-bedingte Engpässe in den Lieferketten zurückgeführt. Das Gros der Experten sieht sie nur als temporäres Phänomen und somit nicht als langfristiges Problem."

Langfristige, breitdiversifizierte Anlagen seien in den Aktienmärkten nun interessant, sagt Luca Carrozzo: "Momentan sind der Schweizer Markt rund um den SMI, sowie der amerikanische Markt, welcher sich auch in der Vergangenheit immer wieder gut von Krisen erholt hat, zu bevorzugen. Für vorsichtigere Investoren empfehlen wir eine bis zu 10% grosse Allokation in Gold, was ein optimaler Inflations- sowie Krisenschutz darstellt."

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" In der jetzigen wirtschaftlichen Situation, halte ich langfristige und breitdiversifizierte Anlagen in den Aktienmärkten für interessant."

 

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