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Lohnt sich die ESG-Integration für Anlegerinnen und Anleger?

Luca Carrozzo 11. Dezember 2023 3 Min. Lesedauer

Das Thema ESG rückt bei Privatkundinnen und Privatkunden immer mehr in den Vordergrund und nachhaltiges Investieren ist ein Muss, vor allem bei jüngeren Kundinnen und Kunden. Spätestens ab dem 1. Januar 2024, wenn die verbindlichen Mindeststandards der Schweizerischen Bankiervereinigung für das Anlagegeschäft in Kraft treten, wird dieses Thema noch stärker in den Fokus rücken.

Mit der neuen Richtlinie der Bankiervereinigung schliesst die Schweiz eine wichtige Regulierungslücke im Vergleich zu den Richtlinien der Europäischen Union. Ein Blick auf die Richtlinie der Schweizerischen Bankiervereinigung zeigt, dass die Anforderungen in der Schweiz im Gegensatz zur EU-Regulierung MiFID II deutlich pragmatischer sind. Die Richtlinie knüpft an die Regelungen des Finanzdienstleistungsgesetzes FIDLEG an und erweitert diese in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte. Ab Anfang nächsten Jahres müssen die Kundinnen und Kunden über die ESG Risiken der angebotenen Produkte informiert werden. Zudem müssen die ESG-Präferenzen der Kundinnen und Kunden im Rahmen der Angemessenheits- und Eignungsprüfung ermittelt und bei der Anlageberatung und Vermögensverwaltung berücksichtigt werden. Nicht zuletzt müssen die Kundenberaterinnen und Kundenberater im Bereich der ESG-Anlagelösungen geschult und weitergebildet werden.

In der Schweiz hat sich schon viel in diesem Bereich getan. So ist der Markt für nachhaltige Anlagen in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Eine Marktstudie von Swiss Sustainable Finance (SSF), die Daten zu Fonds und Mandaten von Banken und Vermögensverwaltern erhebt, zeigt, dass das Volumen nachhaltiger Anlagen um 30 Prozent auf 1982,7Milliarden Schweizer Franken gestiegen ist.

Luca Carrozzo ist Chief Investment Officer der Bank CIC. Er ist Fondsmanager und auf den Anleihenmarkt spezialisiert. Darüber hinaus ist er in Portfoliomanagement und Advisory tätig.
Luca Carrozzo ist Chief Investment Officer der Bank CIC. Er ist Fondsmanager und auf den Anleihenmarkt spezialisiert. Darüber hinaus ist er in Portfoliomanagement und Advisory tätig.

AUSWAHL DER ANLAGEN

Im Anlagebereich finden sich unter dem Sammelbegriff der nachhaltigen Geldanlagen viele unterschiedliche Investmentansätze. Eine Studie von Swiss Sustainable Finance zeigt, dass die Auswahl von Ausschlusskriterien bei den Vermögensverwaltern am beliebtesten ist. Beachtet ein Unternehmen oder ein Staat bestimmte Werte und Kriterien nicht, können sie aus dem Investmentportfolio ausgeschlossen werden. Dieser Prozess wird auch Negativ-Screening genannt. Zu solchen Negativkriterien gehört häufig die Herstellung oder der Handel mit geächteten Waffen. Oft stehen auch Tabak, Pornografie, Alkohol, Glücksspiel sowie Menschenrechtsverletzungen auf der Negativliste. Dank diesen Ausschlusskriterien können Anlagerisiken potenziell reduziert werden.

Es gibt auch den Investmentansatz der ESG-Ratings, der am zweithäufigsten von Asset Managern verwendet wird. Dabei wird beurteilt, ob ein Unternehmen zu den nachhaltigsten Akteuren in seiner Branche gehört. Dafür wird untersucht, ob das Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung überdurchschnittlich gut abschneidet. Gehört ein Unternehmen zu den Besten seiner Branche, gilt es als positiv gescreent nach dem Best-in-Class Ansatz. Ein positives Screening hat eine Reihe von Vorteilen, kann aber auch zu einer reduzierten Auswahl an Anlagemöglichkeiten führen.

 

ESG LOHNT SICH

Die Frage, ob sich nachhaltige Investments für Anlegerinnen und Anleger lohnen, lässt sich unserer Meinung nach eindeutig mit Ja beantworten. Auch wenn es stark vom gewählten Zeitraum abhängt, ob nachhaltige Unternehmen besser abschneiden als nicht-nachhaltige, lässt sich auf jeden Fall beobachten, dass Unternehmen mit einem hohen ESG-Rating eine geringere Volatilität aufweisen, was sich wiederum positiv auf die Volatilität des gesamten Portfolios auswirkt. Wir sind der Meinung, dass langfristig, unabhängig von Region und Sektor, Vorteile für nachhaltige Unternehmen entstehen und diese ein entsprechend besseres Risiko-/ Rendite-Profil aufweisen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich das Thema Nachhaltigkeit extrem schnell entwickelt und für Vermögensverwalter sowie Kundinnen und Kunden immer wichtiger wird. Banken müssen Nachhaltigkeit leben und ihre Prozesse weiter definieren und anpassen. Nicht zuletzt werden auch die Performances der Portfolios langfristig davon profitieren. Die angestossenen Entwicklungen sind zu begrüssen und gehen in die richtige Richtung, aber wir stehen erst am Anfang.

 

Lesen Sie ausserdem unseren Blogbeitrag über die ESG-Ansätze und Anpassungen im Anlageuniversum von clevercircles.

 


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