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Einmalbetrag am Aktienmarkt anlegen: So gehst du vor

Dr. Thomas Walke 25. November 2019 3 Min. Lesedauer

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt zu investieren? Oder soll ich lieber warten, bis die Börsen wieder gefallen sind? Und überhaupt, ist es nicht besser, abzuwarten bis die nächste Rezession vorbei ist? In diesem Beitrag schauen wir uns an, wie du einen grösseren Einmalbetrag am Aktienmarkt anlegen kannst.

Der nachfolgende Gastbeitrag ist die gekürzte Fassung eines unter gleichem Titel veröffentlichten Blogbeitrags von Thomas Walke, einer von drei Gründern des jungen Startup Smolio aus Zürich. Die Anlegerplattform unterstützt seine User, auf einfache Weise, Finanzen und Vorsorge zu optimieren und bietet hierfür unter anderem einen Vermögensrechner an. Smolio nimmt als Partner von clevercircles aktiv in der clevercircles-Community an den Abstimmungen zur Markterwartung teil: https://clevercircles.ch/profis-partner.

 

 

Gibt es den richtigen Zeitpunkt für einen Einstieg am Aktienmarkt?

Kann man mit Market Timing, also dem richtigen Zeitpunkt für Kauf und Verkauf von Aktien, höhere Rendite erzielen? Mit diesen Fragen haben sich Wissenschaftler und Finanzexperten seit Jahrzehnten ausgiebig beschäftigt. Sie haben dazu verschiedene Strategien entwickelt, wie du als Anleger die Angst überwinden kannst, zum falschen Zeitpunkt deinen Einmalbetrag am Aktienmarkt anzulegen. Schauen wir uns diese genauer an.

 

Wer nicht investiert, verliert immer

Eine Untersuchung der Banque Pictet ging der Frage nach, wie du einen Einmalbetrag am Aktienmarkt anlegen konntest. Das Erstaunliche: von 1926 bis 2018 hast du über jeden beliebigen Anlagezeitraum von mehr als 13 Jahren mit Schweizer Aktien immer eine positive Gesamtrendite erzielt. Dies kannst du aus dem Renditedreieck für den Swiss Market Index ablesen. Der Wertzuwachs am Schweizer Aktienmarkt lag von Anfang 1926 bis Ende 2018 im Durchschnitt bei 7.6%. Und zwar pro Jahr! Grund: Die Märkte entwickeln sich aufgrund von technischem Fortschritt, Bevölkerungs- und Konsumwachstum historisch in einem langfristigen Aufwärtstrend.

Wenn du für einen längeren Zeitraum anlegst, kannst du mit Schweizer Aktien nichts falsch machen. Zumindest in der Vergangenheit.

 

Crash-Timing-Strategie: Erst kaufen, wenn’s billiger ist

Ich höre dich nun sagen, "aber die Börsen stehen nahe ihrem Allzeithoch, ich kann doch nicht grad jetzt kaufen? Ich warte lieber, bis die Kurse gefallen sind." Deine Aussage legt nah, dass du an "Crash-Timing" glaubst. Diese Strategie strebt danach, billig einzukaufen und teuer zu verkaufen. Der Strategie zufolge wartest du, bis der gewählte Index um einen bestimmten Prozentsatz (z.B. 20%) gefallen ist. Und zack, dann schlägst du zu, zu günstigeren Preisen, wenn deine definierte Verlustschwelle erreicht ist!

Crash-Timing klingt in der Theorie super, funktioniert in der Praxis aber schlecht. Hierzu ein fun fact: Der US-amerikanische Index S&P500, der die US-Unternehmen mit der grössten Marktkapitalisierung umfasst, notiert in 60% aller Fälle innerhalb von 5% seines Rekordstands. Ach ja, und nur in 12% der Zeit mehr als 20% unter seinem letzten historischen Höchstwert. Wenn du also auf einen grossen Rücksetzer wartest kann dies erstens lange dauern und zweitens ziemlich Rendite kosten. Wieso? Während du auf deinen Rücksetzer wartest, erzielen globale Aktien von 1970 bis 2018 munter Jahr für Jahr eine nominale Rendite von durchschnittlich 7,5%. Bereinigt um die Inflation wächst dein Kapital real immer noch um 4,7% pro Jahr.

Die Strategie funktioniert nicht: In einem Backtesting für den MSCI World für den Zeitraum von 1970 bis 2019 haben Finanzexperten gezeigt, dass die wahrscheinlichkeitsgewichtete Rendite einer Crash-Timing-Strategie für alle möglichen Verlustschwellen zwischen 5% und 50% unter der Rendite für eine sofortige Direktanlage liegt. Deutlich gesagt: Wenn du mit der Anlage des Einmalbetrags am Aktienmarkt zuwartest, verlierst du als langfristiger Anleger Geld.

Cash erzielt geringe oder keine Real-Rendite

Zwar mag Cash kurzfristig sicher erscheinen. Langfristig ist Cash im Hinblick auf Inflation riskant. Wie kannst du im aktuellen Niedrigzinsumfeld mit 0% auf dem Lohnkonto oder Sparbuch eine nennenswerte Rendite nach Inflation erzielen? Selbst wenn dir das gelingt, ist die Rendite von Aktien oder Anleihen höher. Cash senkt also die Gesamtrendite deines Anlageportfolios. Bei der sofortigen Direktanlage ist diese Belastung im Vergleich am kleinsten, bei einer schrittweisen Anlage mittel, bei einer Crash-Timing-Strategie maximal ausgeprägt.

Durchschnittskostenstrategie: In Häppchen den Einmalbetrag am Aktienmarkt anlegen

Finanzmathematisch ist zwar die sofortige Direktanlage die Strategie der Wahl, um die Rendite zu maximieren. Doch vielleicht ist dir deine emotionale Verfassung wichtiger und du willst nicht bereuen, zum "falschen Zeitpunkt" eingestiegen zu sein? Dann empfindest du das Risiko eines potentiell ungünstigen Anlagezeitpunkts belastender als den Verlust, nicht die maximale Rendite aus deinem Geld rauszuholen. Mit der Durchschnittskostenstrategie erhöhst du die Rendite deines Portfolios im Vergleich zu einer Crash-Timing-Strategie. Aber auch diese Strategie fällt hinter die Rendite einer sofortigen Direktanlage zurück. In einem Backtesting zeigte sich ein durchschnittlicher Nachteil in der Rendite von 0.8 – 4.4%. Dieser lag umso höher, je länger die Umschichtung von Cash in ein gemischtes Portfolios aus 60% US-Large Cap-Aktien und 40% US-Staatsanleihen dauerte. Die Renditeunterschiede wurden für Umschichtungsdauern von 3, 6, 9 und 12 Monaten ermittelt.

 

Zusammenfassung: Time, not timing

Das rationale und aus der Finanztheorie abgestützte Vorgehen sieht vor, dass du direkt deinen Einmalbetrag am Aktienmarkt anlegen solltest. Nicht investiertes Geld erzielt keine oder im Vergleich zu anderen Anlageklassen als Aktien tiefere Rendite und verliert wegen der Inflation real an Wert.

Verschiedene Gründe können jedoch dazu führen, dass eine schrittweise Anlage am Aktienmarkt für dich besser passt. Dabei den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden, ist praktisch unmöglich und du erkaufst dies mit einem Renditen-Nachteil gegenüber der sofortigen Direktanlage.

 

Den Blogbeitrag in ganzer Länge finden Sie hier: 
https://www.smolio.ch/de/wissen/detail/einmalbetrag-am-aktienmarkt-anlegen

 

 

 


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