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"Vorhersehbar ist nichts" - Interview mit René Bachmann, Head Foreign Exchange der Bank CIC

Franz Martina 3. April 2019 3 Min. Lesedauer

René Bachmann ist Head Foreign Exchange der Bank CIC.

Er spricht über seine Tätigkeiten, die Unvorhersehbarkeit des Devisenmarktes, die Herausforderungen des Brexit, gibt spannende Prognosen zu Währungsentwicklungen und teilt seine Meinung zu Kryptowährungen.

René, was sind die primären Herausforderungen als Head Foreign Exchange an den volatilen Devisenmärkten?

Vorhersehbar ist nichts. Die Prognosen, die wir treffen, sind Annahmen aufgrund der Vergangenheit, der aktuellen Datenlage und persönlichen Einschätzungen. Oft gibt es im Finanzmarkt Verwerfungen, welche nicht nachvollziehbar sind, dies aufgrund von Computerprogrammen wie Algorithmustrading, High Frequency Trading und von Zeit zu Zeit auch "Fat Fingers". Dies zeigt sich dann in den sogenannten "Flash Crashes", welche meistens sehr schnell wieder korrigiert werden. Der gesunde Menschenverstand und meine langjährige Erfahrung helfen, ruhig durch diese teilweise stürmischen Märkte zu navigieren.

 

Was macht Deine Tätigkeiten als Head Foreign Exchange im Moment besonders spannend?

Definitiv der Brexit. Der Einfluss, der Ausgang und die Marktreaktionen sind unvorhersehbar.

Zusätzlich finden im Moment fast täglich Abstimmungen im britischen Unterhaus statt, die wiederum einen Einfluss haben. Es gilt, diese News verständlich zusammenzufassen und den Kunden die gewünschte Unterstützung zu bieten, um ihr Währungsengagement zu schützen.

"Ich denke zu fast 100%, dass es einen "Hard Brexit" geben wird... "  - René Bachmann, Head Foreign Exchange Bank CIC
"Ich denke zu fast 100%, dass es einen "Hard Brexit" geben wird... " - René Bachmann, Head Foreign Exchange Bank CIC

 

Heutzutage können z.B. politische Aussagen zu bemerkenswerten Schwankungen auf dem Devisenmarkt führen. Wie gehst Du mit diesen unbekannten Grössen um?

Wie bereits erwähnt, vorhersehbar ist nichts, schon gar nicht im Devisenmarkt. Aber es ist möglich, Kursbewegungen aufgrund volkswirtschaftlichen Daten, technischer Analyse und Erfahrung in Szenarien einzuordnen und Ein- und Ausstiegspunkte zu definieren, um das Währungsengagement zu optimieren. Grundsätzlich führen politische Aussagen in der heutigen Zeit nicht mehr zu grossen Schwankungen – so lange es nicht gerade um ein historisches Ereignis wie den Brexit geht. Mit 5'000 Milliarden Dollar Umsatz im Devisengeschäft in 24 Stunden braucht es extreme Ereignisse, um den Markt aus der Bahn zu werfen.

Rendite

"Hinter Bitcoin steckt die Blockchain-Technologie, welche sicher eine Revolution in der digitalen Welt darstellt." ... "Für mich bedeuten diese "Währungen" vor allem einen enormen Stromverbrauch."

Wie wird sich der Brexit auf das britische Pfund (GBP) auswirken? Was bedeutet das für den CHF?

Der Brexit hat bereits grosse Wellen geschlagen und hält die Marktteilnehmer weiter in seinem Bann. Dabei kann man nur vermuten, ob es rauf- oder runtergeht. Meine persönliche Meinung: Ich denke zu fast 100%, dass es einen "Hard Brexit" geben wird, ob am 12. April oder am 22. Mai. In diesem Falle muss man damit rechnen, dass der Schweizer Franken (CHF) als "Safe Haven" gefragt ist. Wie so oft in politischen und wirtschaftlichen Krisen wird der Franken profitieren. Das Pfund wird dementsprechend gegenüber dem Franken überproportional fallen. Eine Abwärtsbewegung von bis zu 20 Prozent würde mich nicht überraschen.

 

Wie werden sich die Hauptwährungen Euro und US-Dollar in diesem Jahr entwickeln?

Den EUR/CHF-Kurs sehe ich per Ende Jahr bei 1.1200, also unverändert zum aktuellen Kurs. Allerdings schliesse ich einen Test der Parität (1 CHF = 1 EUR) im Falle eines "Hard Brexit" nicht aus, rechne dann aber mit einem Eingreifen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), um den Kurs zu stützen. Kurse über 1.15 im EUR/CHF sehe ich nicht als realistisch an. Den US-Dollar sehen wir grundsätzlich schwächer. Wir rechnen mit Kursen gegen CHF 0.9400 pro US-Dollar.

 

Bei einer Umfrage im letzten Jahr sagten 35 Prozent der teilnehmenden clevercircles Community voraus, dass die europäische Wirtschaft unter dem Brexit leiden wird. Was ist Deine Meinung dazu?

Mit dem Vereinigten Königreich fällt die zweitgrösste Wirtschaftsmacht der EU und somit ein grosser Nettozahler weg. Dies wird Europa schwer treffen, vor allem in der Finanzierung finanziell schwächerer EU Staaten.

Und noch ein Schwenk zu einem anderen aktuellen Thema: Rund ein Viertel der clevercircles Community sagte in der Dezember-Abstimmung: Krypto-Währungen sind nur etwas für Spekulanten und Betrüger.

Was denkst du: Sind Kryptowährungen die Zukunft?

Vorne weg, ich selber habe keine Erfahrungen mit Bitcoin. Doch ich halte Bitcoin sowie alle anderen "Kryptowährungen" nicht für Währungen im eigentlichen Sinn. Hinter Bitcoin steckt die Blockchain-Technologie, welche sicher eine Revolution in der digitalen Welt darstellt. Für mich bedeuten diese "Währungen" vor allem einen enormen Stromverbrauch. Von dem her hat es wohl einen inneren Wert, die Stromrechnung – das ist jedenfalls meine Überlegung dazu. Trotzdem würde ich kein Geld in Bitcoin investieren, da es keine Sicherheit bietet. Es gibt viele Hackerangriffe auf Bitcoin-Börsen und Millionen von Guthaben verschwinden im digitalen Universum. Ebenso ist die Aufbewahrung dieser digitalen Währungen noch zu unsicher. Da bevorzuge ich lieber harte Schweizer Franken, denn da steht eine grossartige Volkswirtschaft dahinter, welcher ich vertraue.

Wem vertrauen Sie, wenn Sie Ihr Geld in Bitcoins anlegen?

 

Wo siehst Du die Stärken des Anlegens bei clevercircles in Bezug auf den Devisenmarkt?

Ein Vorteil ist, dass man sein Währungsengagement absichern kann, was bisher für Kleinanleger nicht möglich oder viel zu teuer war. Aus meiner Erfahrung wird die Währung im Anlageentscheid oft zu wenig berücksichtigt, obwohl diese viel zur Performance beitragen kann. Auf clevercircles hat man Zugriff auf eine Community und kann somit auch diese Meinung im Anlageentscheid berücksichtigen.

Es ist komplett individuell und am Ende ist man selber für sein Anlageergebnis verantwortlich. Das finde ich grossartig – für Anleger, die sich nicht täglich damit auseinandersetzen wollen.

 

Und zum Schluss: entweder oder?

Auto oder Velo?

Velo, obwohl ich auf das Auto nicht verzichten möchte. Aber ich fahre fast täglich mit dem Velo zur Arbeit.

Strandferien oder Städtereise?

Städtereise.

Bier oder Rotwein?

(Wie aus der Kanone geschossen) Rotwein.

James Bond oder Mission Impossible?

Beides toll. Mission Impossible, wegen Tom Cruise.

 

Sie möchten wissen, was andere Anleger und Profis denken? Dann interessieren Sie sich bestimmt auch für die aktuellsten Markterwartungen der clevercircles-Community: https://clevercircles.ch/stories/abstimmungsergebnisse-februar19

 


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