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Wie werden Anlage-Entscheidungen getroffen?

Sebastian Comment 27. November 2017 3 Min. Lesedauer

Bevor wir Möbel oder ein neues Handy kaufen, stimmen wir uns ab mit Personen oder Institutionen, die uns wichtig sind und denen wir vertrauen. Sei dies der Ehepartner, Freunde oder eben auch Experten, zum Beispiel von einem Konsumentenmagazin oder einem Technologie-Blog. Wir validieren unsere Sicht der Dinge und wollen wissen, was andere über ein Handymodell denken. Die nachfolgend besprochene Umfrage zeigt, dass dieser urmenschliche Prozess auch beim Thema Anlagen stattfindet. Die Hälfte der Investoren in der Schweiz gibt an, dies heute schon zu tun und rund ein Drittel aller Schweizer würde sich mehr mit Anlagen beschäftigen, wenn er oder sie einen solchen Austausch mit Vertrauenspersonen bequem über eine Plattform machen könnte. Auf der anderen Seite sind es immer noch rund die Hälfte der Schweizer, die angeben, noch nie Anlagen getätigt zu haben. Dieser Anteil ist hoch und erklärt unter anderem, warum so viele Schweizerinnen und Schweizer ihr Angespartes trotz quasi Nullzinsen auf einem Konto darben lassen. Insgesamt zeigt sich hier sicherlich ein grosses Potential. Die Banque CIC (Suisse) hat mit ihrer neuartigen Anlageplattform clevercircles eine sehr interessante Lösung geschaffen, die neben einem effizienten Anlagekonzept auch die Möglichkeit bietet, sich frei und flexibel mit seinen Vertrauenspersonen, Experten und Gruppen in einer Community abzustimmen. Clevercircles geht damit innerhalb der Finanzwelt einen neuen Weg und will Menschen für Anlagen interessieren und begeistern, indem der Mensch ins Zentrum gestellt wird. Eine grosse Stärke des Modells ist die Verschmelzung von privaten und professionellen Kontakten. Obschon vielleicht das Vertrauen in die Banken in der letzten Dekade gelitten hat, ist der Kundenwunsch nach Expertenmeinungen nach wie vor sehr ausgeprägt. Clevercircles bindet hier als offene Plattform alle Experten ein, die mitmachen wollen. So wird zum einen der Anlagechef der Banque CIC (Suisse) präsent sein, aber auch Finanzjournalisten sowie weitere Experten, z.B. Vermögensverwalter. Interessierte Experten können sich einfach verifizieren lassen. Es geht also bei clevercircles nicht darum, Finanzprofis gegen Laien auszuspielen, sondern im Gegenteil, Finanzprofis und Laien zusammenzubringen und so eine bessere Vielfalt an Meinungen zu ermöglichen. Lesen Sie dazu den nachfolgenden Artikel Von Andreas Dietrich, Reto Wernli und Sebastian Comment (in gekürzter Fassung).

Wie werden Anlage-Entscheidungen getroffen?

Durch die bedeutenden technologischen Fortschritte und das sich dadurch veränderte Kundenverhalten stehen Banken vor grossen Herausforderungen. Grundsätzlich gelten Schweizer Kunden im internationalen Vergleich zwar als eher konservativ in Bezug auf die Benutzung von neuen Angeboten rund um das Geldgeschäft. Gleichzeitig sind aber auch hierzulande im Bereich der Anlage-Entscheidungen interessante Entwicklungen zu erkennen. Anhand einer von der Banque CIC (Suisse) in Auftrag gegebenen und vom IFZ ausgewerteten Umfrage bei 1'020 Personen wird im nachfolgenden Artikel das Investitionsverhalten verschiedener Personengruppen aufgezeigt.

Sinkende Erträge im Kommissionsgeschäft

Die Anlageberatung stellt für die Banken in der Schweiz ein nach wie vor wichtiges Ertragsfeld dar. Gleichzeitig kann aber festgestellt werden, dass sich die Kommissionserträge trotz steigender Wertschriftenbestände seit der Finanzkrise deutlich reduziert haben. Die von den Banken ausgewiesenen Kommissionserträge haben sich gegenüber dem Höhepunkt im Jahr 2007 in lediglich neun Jahren nahezu halbiert. Um das Kundenverhalten und die Kundenbedürfnisse in diesem dynamischen Umfeld zu analysieren, wurde in der 1. Hälfte des Jahres 2017 im Auftrag der Banque CIC (Suisse) eine Befragung bei 1’020 Personen zu ihrem Investitionsverhalten durchgeführt.

 

Wer redet bei Anlageentscheidungen mit?

Anlageentscheidungen von Privatpersonen werden nur selten ohne Beeinflussung durch Drittpersonen getroffen. Jede zweite Person bezieht vor einer Investition noch eine nahestehende Person mit ein. Zu diesem Personenkreis zählen einerseits Personen aus dem privaten Umfeld (Ehepartner, Familienmitglieder und Freunde). Andererseits werden auch Bankberater, Versicherungsberater, Finanzexperten oder sonstige Berater vor einem Entscheid konsultiert. Frauen ziehen dabei häufiger Personen aus dem privaten Umfeld bei Anlageentscheidungen vor als Männer (55% gegenüber 44%). Die wichtigste Bezugsperson bei Anlageentscheidungen ist mit 70 Prozent der Nennungen die Ehefrau beziehungsweise der Ehemann (Mehrfachnennungen waren möglich). Mit «nur» 33 Prozent – also nicht einmal halb so oft – wurde der Bankberater genannt. Insgesamt tätigen gemäss dieser Umfrage rund 49 Prozent der Personen ihre Investitionen selbständig («Soloisten»). Interessant ist dabei insbesondere, dass von dieser Gruppe jeder dritte angibt, zu investieren, obwohl er oder sie über keine Anlagekenntnisse verfügt. Grundsätzlich muss dies nicht alarmierend sein, sofern diese Personen konservativ investieren. Es fällt aber auf, dass beispielsweise über 60 Prozent der selbständigen aber unerfahrenen männlichen Investoren mindestens einen Teil ihres Vermögens in Aktien investiert haben. Frauen sind diesbezüglich etwas vorsichtiger, wie Abbildung 1 zeigt.

Abbildung 1: Wer hat in Aktien investiert: Nach Anlageerfahrung und Verwaltungslogik
Abbildung 1: Wer hat in Aktien investiert: Nach Anlageerfahrung und Verwaltungslogik

Projiziert man die Stichprobe der Befragten auf die ständige Wohnbevölkerung in der Schweiz im Alter von zwischen 20 und 80 Jahren[1], gäbe es schätzungsweise eine halbe Millionen Soloisten (Investoren ohne Beratung), welche (gemäss Eigeneinschätzung) über keine Anlagekenntnisse verfügen. Davon haben geschätzte 220'000 (44%) in Aktien investiert. Die Vermutung liegt nahe, dass solche Aktieninvestitionen mit mangelhafter Abklärung von Risikofähigkeit und -bereitschaft getätigt wurden. Entsprechend kann man in diesem Zusammenhang annehmen, dass solche Personen von interessanten digitalen Angeboten profitieren könnten.

Wer würde sich über eine Plattform zu Anlage-Themen austauschen?

Beachtenswert ist, dass sich rund 28 Prozent aller Befragten (ob Investoren oder nicht) gemäss Umfrage (noch) mehr mit Anlagen beschäftigen würden, wenn sie sich über eine (gut ausgestaltete) Plattform mit ihren Vertrauenspersonen abstimmen oder austauschen könnten. Dabei fällt aus, dass eine entsprechende Plattform von Männern als interessanter betrachtet wird als von Frauen (33 Prozent gegenüber 22 Prozent bei den Frauen). Bei Männern, welche aktuell über ein Depot verfügen, würde sich gar beinahe jeder Zweite mehr mit Anlagen beschäftigen (45%). Mit dem generellen Bildungsniveau scheint dieses Interesse nicht im Zusammenhang zu stehen. So weicht die Bereitschaft von Hochschulabsolventen nicht merklich vom Durchschnitt ab. Hingegen ist das Alter relevant für das entsprechende Interesse an einer entsprechenden digitalen Plattform. Wenig erstaunlich sind junge Investoren affiner für solche innovativen Angebote. Personen unter 35 Jahren zeigen eine dreimal so hohe Wahrscheinlichkeit, eine entsprechende Plattform zu benutzen, als die Gruppe der über 55-jährigen. Hauptmotivation für die Nutzung einer entsprechenden Plattform ist neben dem Kostenaspekt der persönliche Wissensaufbau in der Anlagewelt sowie der Erhalt von professionellen Markteinschätzungen wie beispielsweise von Anlageexperten einer Bank oder – und dies wurde stark betont – von Wirtschaftsjournalisten. Heute existiert in der Schweiz noch keine entsprechende Plattform. Mit der für den nächsten Frühling angekündigten Lancierung des Startups clevercircles wird aber eine sehr interessante Lösung geschaffen, die neben einem klassischen Anlagekonzept auch die Möglichkeit bietet, sich flexibel mit seinen Vertrauenspersonen, Experten und Gruppen in einer Community abzustimmen.

[1] Im Jahr 2016 lebten in der Schweiz 6'301'532 Personen im Alter von zwischen 20 und 80 Jahren (Quelle: BFS (2017). Altersmasszahlen der ständigen Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie und Geschlecht)


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