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Welche Asset Allocation für 2022? Profis geben klare Antworten.

Franz Martina 27. Dezember 2021 6 Min. Lesedauer

Vier Profis und Partner von clevercircles sagen uns, welche Asset Allocation sie fürs 2022 in Betracht ziehen.

Die Antworten unserer Profis auf die Frage, wie die Asset Allocation 2022 aussehen sollte, sind nach dem vergangenen, überdurchschnittlichen Aktienjahr umso spannender. Es entsteht ein interessantes Bild, an dem Sie sich orientieren können. In einigen Punkten sind die Meinungen nahe beieinander und in anderen weit entfernt. 

Hinweis: Die nachfolgenden Aussagen beziehen sich jeweils auf ein "Balanced"-Portfolio mit mittlerem Risiko-/Rendite-Profil. Alle befragten Profis sind als Teilnehmer in der Community von clevercircles aktiv und können in Ihren eigenen Circle eingeladen werden: Corinne Brecher (www.corinnebrecher.ch), Martin Bürki (www.marmot-invest.com) Christian Freihofer (www.prospera-invest.ch), und Sandro Rosa (www.themarket.ch).

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Aktien

Die befragten Profis führen in ihren Referenz-Portfolios eine Aktienquote von durchschnittlich knapp 55%. Das sind 5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Dabei zeigt sich keine klare Länderpräferenz. Interessant ist, dass drei der Profis und Partner Schwellenländer in ihrer Asset Allocation am höchsten dotieren.

Corinne Brecher begründet dies folgendermassen: "Aufgrund von Covid-19 haben 2021 vermehrt Aktien aus Schwellenländern an Performance eingebüsst. Dort können sich Chancen auftun, insofern diese Länder die Pandemie in den Griff bekommen." Darum reduziere sie auch ihren Anteil in der Schweiz und Europa, weil Aktien der Eurozone tendenziell stärker auf zyklische Sektoren ausgerichtet seien, so Corinne Brecher.

Martin Bürki gibt diesbezüglich zu bedenken: "Die Notenbanken reduzieren zwar die monetäre Unterstützung der Märkte, die Geldmenge wird aber nach wie vor stark erhöht. Solange die Notenbanken mit der expansiven Geldpolitik fortfahren, sollten die Aktienmärkte steigen. Ab April, dürfte es aber kritisch werden".

Christian Freihofer erwartet ebenfalls, dass das Wirtschaftswachstum tiefer ausfallen dürfte als in 2021. Gleichzeitig zeichne sich eine Straffung der Geldpolitik ab. Beide Faktoren dürften eine erhöhte Volatilität zur Folge haben und Renditen, wie im vergangen Jahr von zum Teil weit über 15%, werden daher schwieriger zu erreichen sein, erklärt Freihofer weiter.

Auch für Sandro Rosa bleiben Aktien die bevorzugte Anlageklasse, obwohl die Bewertungen nicht mehr vollends zu überzeugen vermögen. Rosa präzisiert: Insbesondere der US-Markt handelt auf einem sportlichen Niveau, weshalb wir den weltweit grössten Markt mit bloss 10% gewichten. Grössere Chancen sehen wir an den Börsen Europas, Japans und den Schwellenländern. Wie alle befragten Profis und Partner sieht Rosa Chancen in Schwellenländern.

 

Obligationen

Obligationen sind mit bis zu 20 %, immer noch ein fester Bestandteil der ausgewogenen Asset Allocation dreier Profis. Aufgrund möglicher Zinserhöhungen ist die Sicht auf diese Anlageklasse insgesamt geprägt von Absicherungsüberlegungen.

Christian Freihofer erachtet kurzlaufende Obligationen angesichts der wahrscheinlichen Zinsanhebungen der Notenbanken als unattraktiv, begründet seine 20%- Gewichtung jedoch mit dem Schutz, den länger laufende Obligationen bei einem Wirtschaftsabschwung bieten.

Sandro Rosa verzichtet gänzlich auf Obligationen in seiner Asset Allocation. Dies begründet er mit den aktuell äusserst niedrigen Zinsen, der hartnäckigen Inflation und gleichzeitig explodierenden Schulden. Rosa fügt weiter an: "In der Schweiz liegt die gesamte Zinskurve im negativen Bereich – und dann muss noch die Teuerung abgezogen werden. Das Resultat ist ein garantierter realer Wertverlust".

Auch Corinne Brecher sieht langfristig gesehen keinen Grund, die Obligationen stärker zu gewichten, solange sich die Marktteilnehmer und die Zentralbanken mit ihren Inflations- und Zinserwartungen nicht angleichen. Sie sei optimistisch, dass die Zentralbanken einen Weg finden werden, den Preisdruck auszusitzen und Panik an den Märkten und bei politischen Entscheidungsträgern zu vermeiden. "Bis dahin werden die Volatilität hoch und die Renditen tief bleiben", resümiert Brecher.

Martin Bürki gibt zudem zu bedenken im Obligationenbereich Währungsrisiken zu vermeiden. "Falls man falsch liegt, braucht es 4-5 Jahre, um dies mit den aktuell tiefen Zinsen aufzuholen", folgert er.

Gewichtung der einzelnen Anlageklassen in % gemäss Umfrage per Mitte Dezember 2021.
Gewichtung der einzelnen Anlageklassen in % gemäss Umfrage per Mitte Dezember 2021.

 

Immobilien

Immobilien sind für das nächste Jahr deutlich unter den anderen Anlageklassen gewichtet. Immerhin drei der befragten Profis berücksichtigen Schweizer Immobilien aber mit einem 5%-Anteil. 

Martin Bürki sieht dafür folgende Gründe: "Immobilien bieten einen gewissen Inflationsschutz. Solange die Zinsen so tief sind hält der Run auf Immobilien an." Er fügt jedoch an, dass der Immobilienfonds-ETF mit einem sehr hohen Agio von an die 30% investiert, daher solle die Gewichtung seiner Meinung nach nicht zu hoch sein.

Corinne Brecher erachtet die Lage in der Immobilienbranche als schwer zu beurteilen. Sie zieht es darum vor alle Länder und Regionen gleich zu gewichten. Die Probleme lägen auf der Hand: "Mit steigenden Baukosten und der knappen Verfügbarkeit von Ressourcen wird die Branche, selbst bei einer schnellen Erholung der Pandemie, längerfristig zu kämpfen haben", so Brecher. 

Bestimmter äussert sich dazu Sandro Rosa: "Die Immobilienpreise steigen und steigen, ein Ende des Trends zeichnet sich nicht ab. Allerdings sind die Bewertungen zum Teil doch anspruchsvoll, weshalb wir Immobilien mit einem relativ geringen Anteil von 5% gewichten".   

Christian Freihofer trifft hierzu die aufschlussreiche Aussage: "Immobilien dürften sich analog den Aktienmärkten entwickeln". Das neue Jahr dürfe daher ebenfalls anspruchsvoller werden als 2021.

 

Rohstoffe

Rohstoffe sind nach den letzten Jahren als stabilisierender Faktor ein fester Bestandteil der Portfolios der Experten. Durchschnittlich investieren unsere befragten Profis fast 20% in diese Anlageklasse, mit einem Fokus auf Gold.

Sandro Rosa erklärt hierzu: "Brechen die Börsen ein, steigt der Goldpreis in der Regel – diese Gegenläufigkeit hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder bestätigt. Anders als praktisch alle anderen Vermögenswerte birgt Gold zudem keine Gegenparteirisiken".

Auch was das Öl betrifft ist Rosa zuversichtlich. So erwartet er eine baldige Erholung des Ölpreises, nach der scharfen Korrektur wegen der neuen Virusvariante Omikron. "Denn trotz Covid steigt die Nachfrage nach Öl weltweit, während die Investitionen in die Exploration in den vergangenen Jahren gekürzt wurden. Angesichts des Drucks zur Nachhaltigkeit scheint es wenig wahrscheinlich, dass die Kapazitäten erhöht werden. Das wird den Ölpreis hochhalten", führt Rosa weiter aus.

Christian Freihofer gibt zu bedenken, dass Rohstoffe (ohne Gold) zwar die beste Assetklasse im Jahr 2021 waren, es jedoch im neuen Jahr schwieriger werde. Dies begründet er mit stabilen oder sinkenden Zinsen am langen Ende und mit zusätzlich abnehmenden Inflationsraten. "Besser hingegen sehen wir die Chancen bei Gold, welches von nicht weiter steigenden Zinsen am langen Ende und zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit profitieren könnte", begründet Freihofer seine Konzentration auf die Anlageklasse Gold.

Trotz der hohen Volatilität an den Rohstoffmärkten ist Corinne Brecher langfristig überzeugt, dass eine Hohe Gewichtung zu einer guten Balance im Portfolio führe. Auch sie gewichte Gold stärker, weil es Absicherungscharakter hat und in unsicheren Zeiten zu einem guten diversifizierten Portfolio gehöre. Auch wenn anzunehmen sei, dass Gold 2022 keine grossen Sprünge machen werde, diene es immerhin dazu potentielle Rückschläge von Aktienmärkten aufzufangen. 

Auch Martin Bürki stimmt dem absichernden Charakter von Gold zu und führt an: "Gold und Rohstoffe bieten einen guten Inflationsschutz. Wir rechnen mit anhaltenden Problemen bei den internationalen Lieferketten und steigenden Löhnen, insbesondere in den USA. Falls Covid nochmals zuschlägt hat man mit Gold eine zusätzliche Absicherung im Portfolio".

 

Cash

Der Cashanteil im Portfolio der Profis ist im Vergleich zum Vorjahr von 7 auf 13% gestiegen. Dabei ist deutlich zu sehen, wie unsere Experten den Cashanteil unterschiedlich gewichten. Ein hoher Cashanteil im Portfolio bedeutet, dass man einen Teil seines Pulvers trocken hält. Diese "Reserve" kann dann im Laufe des Jahres genutzt werden, um günstig zuzukaufen, wenn eine Anlageklasse zum Beispiel stark korrigiert. 

Überprüfen Sie Ihre eigene Asset Allocation. Auf clevercircles können Sie unter STRATEGIE die langfristige Aufteilung der Vermögenswerte anpassen. Jede Umschichtung und jedes Rebalancing, das Sie anschliessend in Auftrag geben, wird gemäss Ihrer neuen Strategie gerechnet. Nehmen Sie auch an der aktuellen Abstimmung zu den Markterwartungen teil, die am 22.12.21 gestartet ist und bis am Freitag noch läuft.

 

Professionelle Markteinschätzungen für Ihren Circle

Auf clevercircles führen Sie Ihr eigenes Anlagekomitee. Dieses nennen wir Circle. Sie können selber entscheiden, wer in Ihrem Circle mitmacht. Unter anderem stehen Ihnen eine Vielzahl von Anlageexperten und Finanzjournalisten zur Verfügung. Erfahren Sie hier, wie Sie die Markteinschätzungen von Profis und Top-Performern für Ihren eigenen Circle nutzen.

Clevercircles Asset Allocation Tutorial
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Sebastian Comment, Geschäftsleiter von clevercircles, erklärt im Video den zentralen Begriff der Asset Allocation: Zum Video


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